Das geht runter wie Öl! Auf den Facebook-Zug bin ich standhaft nicht aufgesprungen und wehre mich auch vehement dagegen.
Radio-Sender verzichten auf gut gepflegte Online-Auftritte und pflegen ihre Hörerschaft per Facebook. Bierhersteller bieten Gewinnspiele nur noch über Facebook an:
Jetzt bei Facebook anmelden, Freund werden und gewinnen!
Nun rief mich ein Kumpel an, dass er sich nicht mehr bei Facebook anmelden könne. Um seinen PC auszuschließen bat er mich vertrauensvoll es auch mal zu probieren. Nach dem Login erscheint: „Bitte nimm dir einen Moment Zeit, um dein Facebook-Konto zu sichern“. Befolgt man die Schritte (sein Geburtstag kenne ich ja…, Passwort wurde auch geändert) erscheint eine Abschlussmeldung und eine Weiterleitung zur Startseite mit dem Login-Feld. Und danach? Das selbe wieder; eine Facebook-Schleife. Das ganze Ding heißt wohl ROADBLOCK.
Weiter hieß es:
„Es gab kürzlich einen Sicherheitszwischenfall auf einer anderen Webseite, die nicht mit Facebook in Zusammenhang steht. Facebook war von diesem Zwischenfall nicht direkt betroffen, aber dein Facebook-Konto könnte gefährdet sein, falls du dasselbe Passwort an beiden Stellen benutzt.
Als Sicherheitsmaßnahme, werden wir mit dir einige Schritte durchlaufen, um dein Konto zu sichern. Es wird nur einige Minuten dauern.
Zunächst werden wir dir einige Sicherheitsfragen stellen, um zu bestätigen, dass dir dieses Konto gehört. (Sollten wir deinen Computer erkennen, kannst du diesen Schritt überspringen.)“
Um ihn beruhigen zu können, habe ich mal danach recherchiert. Mir sind fast die Augen rausgefallen, was ich da in manchen Foren gelesen habe…
Fakt ist, dass dieses Problem seit Samstag Vormittag (28.04.2012) anfing und Stück für Stück weitere Nutzer ergriffen hat.
In den deutschen Foren habe ich u.a. Forderungen nach rechtlichen Schritten gegen Facebook, hysterische Wutanfälle wegen dem verhinderten Login, Jammern wegen gewerblich notwendigen sozialen Engagements und Forderungen nach „meinen Daten“ gelesen.
Absolute Abhängigkeit
Mal ehrlich, wenn Facebook einfach dicht macht, dann hat man so gut wie keine Handhabe. Die Seite heißt nicht Facebook.de – man nutzt eine Social Platform, die rechtlich nicht mal auf unserem Kontinent liegt.
Ich verstehe nicht, wie Firmen ihr gesamtes Marketing einzig und allein auf Facebook konzentrieren können. Das Argument, dass per Facebook enorm viele Menschen, potentielle Kunden und Interessenten relativ einfach erreicht werden können, lasse ich gelten. Auch dem Argument, dass man dort Hinz und Kunz erreichen kann, stimme ich zu. Doch erreicht man Facebook – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr, vergisst man Geburtstage und verliert Leute aus den Augen.
Horrorszenarien
Eine Online-Firma baut sich eine ordentliche Community bei Facebook mit mehreren Tausend Freunden auf. Die Marketing-Machinerie läuft auf Hochtouren. Auf eine extra Website wurde verzichtet, da es zu viel Geld kostet. Weitere Social Networks werden nicht genutzt, da „sich keine anderen lohnen. Wäre doppelte Pflege, ähnlich wie eine Website“. Da stellt Facebook auf einmal fest, dass die Kommentare von „netten“ Nutzern gegen die AGBs verstoßen und nach der 10. Abmahnung sperrte Facebook den Account unwideruflich – aus die Maus!
Noch lange bevor Facebook das allumfassende Medium war, beschlossen drei Freunde eine Seite für ein kleines Örtchen zu erschaffen, um mehr Leben, Touristen und Arbeitsplätze in die Stadt zu holen. Durch’s „liken“ des witzigen, aber fiktiven Namens der fiktiven Stadt „Kleinstaat“ (entstand, weil dem Geschichtsschreiber der Stadt beim „d“ die Tinte ausging…), entstand ein gigantischer Hype. Die drei Freunde gründeten die Firma „Kleinstaat Portal GmbH“ und kassierten Geld für Werbeflächen von Firmen, die sich dank des Facebook-Portals dort ansiedelten. Nun klagte die Stadt Kleinstaat den Account ein und bekam Recht…
Der lange Arm der Justiz
Das haben viele gar nicht mitbekommen: Im Februar 2012 wurde ein Facebook-Account von der deutschen Justiz beschlagnahmt, um die Nachrichten zu lesen.
Fazit
Bilder, Nachrichten und Kontakte – darauf hat man kaum einen Anspruch. Sich einzig und allein auf Facebook zu verlassen halte ich für fahrlässig. Außerdem ist man permanent einer gewissen geldmachenden Willkür ausgesetzt (siehe Timeline). Hierbei sei noch auf ein Chaosradio zum Thema dezentrales social networking hingewiesen – für alle, die denken, dass Facebook alternativlos ist.
Nutzt Facebook, soviel ihr wollt,
Macht euch aber nicht abhängig davon!